Geschichte und Tradition der Holzschnitzerei in Gröden
Den Nachforschungen von Wilhelm und Franz Moroder zufolge zählten Christian Trebinger und Melchior Vinazer am Beginn des 17. Jhd. Zu den ersten Bildhauern in Gröden. Die Vinazerdynastie war bis ins 18. Jahrhundert hinein richtungweisend in für die religiöse Bildhauerei.
Die Vinazer stellten neben der sakralen Hochkunst auch Kleinplastiken aus Holz und Alabaster her. Den Meistern Vinazer wird es damals nicht an Aufträgen gefehlt haben, da die Barockkunst in der Zeit nach dem Konzil triumphierte und in den Kirchen und Kapellen unseres Landes die gotischen Altäre durch barocke Schnitzaltäre ersetzt wurden.
Neben der sakralen Kunst, die von den gelernten Bildhauern betrieben wurde, begann man mehr und mehr profane Kleinplastiken zu schnitzen. Es waren meist Serienfiguren, die von den zahlreichen Bauern des Tales in der kalten Jahreszeit als Nebenerwerbsmöglichkeit geschnitzt wurden. Die Produktpalette reichte von Christusfiguren und Weihnachtskrippen bis hin zu Spielwaren. Nach 1870 erlebte die Großplastik einen neuen Aufschwung und die Kirchen gaben wieder verstärkt Werke in Auftrag. Die Zeichenschule hinkte dieser Entwicklung hinterher. Der Ruf einer besseren Ausbildung wurde daraufhin immer lauter. 1872 wurde in St.Ulrich dank einer Subvention aus Wien eine Kunstschule errichtet. An dieser Schule lernten nicht nur Einheimische, sondern viele angehende Bildhauer aus anderen Tälern.
Die religiöse Bildhauerei verdankt der Schule einen großen Aufschwung. Sie versuchten sich in der sakralen Großplastik und gründeten ihrerseits bekannte Bildhauerwerkstätte, unter anderen:
- 1872 Josef Rifesser und Josef Runggaldier
- 1875 Stuflesser
- 1876 Leopold Moroder
- 1880 Prinoth
- 1887 Josef Obletter
- 1890 Perathoner, Urgroßvater von Helmut Perathoner
- 1896 Josef Höglinger
Nach dem ersten Weltkrieg nahm unter Italien die Altarbautätigkeit rapide ab, auch durch die Krise der 30er Jahre.
und Mutter Senoner Hedwig
beim Schnitzen von Krippenfiguren (1962)
Die Entwicklung der Holzschnitzerei nach dem zweiten Weltkrieg ist vom Streben nach einer künstlerischen Erneuerung geprägt. Jährlich wurden Kollektiv- und Personalausstellungen organisiert. In den 60er Jahren geriet das Grödner Kunstgewerbe wieder in Krise. Schnitzmaschienen wurden eingesetzt, mit denen Holzschnitzereien problemlos industriell kopiert und nachproduziert wurden. Schon bald wurde die Forderung laut, eine schutzmarke einzufüren, damit die handgeschnitztie Figuren von den maschinell hergestellten unterschieden werden konnten. 1969 wurde die erste Schutzmarke an einer Holzskulptur angebracht. Diese bürgt auch heute noch für komplette Handarbeit.
Just im selben Jahr wurde Helmut Perathoner geboren, auch er bürgt in seinem kunsthandwerklichen Schaffen für ausschließliche Handarbeit. Schon sein Urgroßvater war Bildhauer und Verleger, ebenso Großvater Kaius und Vater Kaius, in dessen Werkstatt er seine ersten künstlerischen Schritte machte. Auch die Großeltern mütterlicherseits Senoner Josef und Perathoner Theresia waren neben ihrer Bauernschaft in der Herstellung von Kleinschnitzereien tätig (Krippenfiguren). Die Bildhauerlehre machte er bei seinem Onkel Julius, nebenbei besuchte er zahlreiche Zeichen- und Modellierkurse.
Seit 1992 arbeitet er als selbstständiger Bildhauer in St. Ulrich in Gröden. Seine Werke waren bislang bei verschiedenen Ausstellungen im IN- und Ausland zu sehen. Bildhauer Helmut Perathoner, Mitglied der berühmten Bildhauerfamilie Perathoner aus St.Ulrich in Gröden, fertigte in den nunmehr 28 Jahren seines Schaffens vor allem Holzskulpturen religiösen Inhalts an. In der jüngeren Zeit jedoch hat er auch sein Interesse für die profane Kunst entdeckt und ist nun mit verschiedenen Werken an Ausstellungen im In- und Ausland vertreten. Möchten Sie den Künstler bei der Arbeit beobachten oder haben Sie besondere Wünsche, so freut er sich jederzeit über Ihren Besuch.